steirische berichte 2-3/2013

steirische berichte 2-3/2013

der Sprache gewidmet

Aus diesem Heft …

Eine Gabe der Natur?

„Da die meisten von uns zumindest eine Sprache mehr oder weniger sprechen, betrachten wir die Fähigkeit, uns ihrer zu bedienen, als eine Gabe der Natur und machen uns nicht mehr Gedanken darüber als über unsere Zweifüßigkeit oder andere Attribute des Menschseins, wie das Steuerzahlen oder den Besitz eines Fernsehgeräts. Leider kann man reden ohne zu denken, und so würde die Artbezeichnung homo loquens mir fast richtiger erscheinen als die von homo sapiens; denn ich zweifle, ob der Mensch, global betrachtet, weiser ist als, sagen wir, die Katze. Allerdings habe ich den Eindruck, daß, wo immer ich hinkomme, die Fähigkeit zu sprechen – weniger die zu reden – abnimmt; was damit zusammenhängen mag, daß wir im Zeitalter der Informationsübertragung leben. Man drückt also gerne auf Knöpfchen.“
Das schrieb vor bald einem Vierteljahrhundert niemand Geringerer als Erwin Chargaff. Bei aller Ironie hat sein Befund seither nichts an Gültigkeit verloren, ganz im Gegenteil: Der homo loquens beherrscht heute mehr denn je das öffentliche Leben; sein digitaler Redefluss gerät rund um die Uhr nie ins Stocken,
die Sprache indessen verarmt, verkommt mehr und mehr zu einer Ansammlung von Schlagworten und Schlagzeilen, Werbe- und Propagandaslogans oder schrumpft zur SMS, zur unpersönlichen Sprechblase zusammen. Um dagegen ein Zeichen zu setzen, widmen wir uns in der vorliegenden Nummer den vielen Facetten der Sprache, ihrer inneren Logik, ihren Fallen und Fußangeln, ihrer Buntheit und Vielfalt, ihrer Entwicklung und ihren Deformationen. Dass wir hierfür eine Reihe von Mitarbeitern gewinnen konnten, die noch nie in unserer Zeitschrift veröffentlicht haben, freut uns besonders.

Eine Kostbarkeit als Zugabe

Neben diesem umfangreichen Themenschwerpunkt präsentiert das vorliegende Heft in bewährter Manier Neues und Bemerkenswertes aus dem kulturellen Leben der Steiermark und kann rechtzeitig zu Peter Roseggers 170. Geburtstag, der Ende Juli gefeiert wird, mit einer Kostbarkeit aufwarten: den Holzschnitten des Wiener Künstlers Otto Rudolf Schatz zu Roseggers wohl berühmtestem Roman „Jakob der Letzte“, von dem in diesem Sommer eine Bühnenfassung von Felix Mitterer in Alpl zur Uraufführung gelangt.

Anregende Stunden des Lesens wünscht Ihnen im Namen der Redaktion
Ihr Gerald Gölles


Inhaltsverzeichnis

S3: Vorwort
Gerald Gölles
S3: Impressum

vielfalt.
sprache.

S4: Sprache, Macht und Lebensstil
von Kurt Jungwirth
S7: Irrgarten Sprache
Ein Streifzug durch sprachliche Kuriositäten und Mehrdeutigkeiten
von Hermann Maurer
S10: Spielerische WortSchätze
Von Karten, Gamblern und unserer Sprache
von Jürgen Ehrenmüller
S12: Wer? Wofür? Wie? – Fragen über Fragen!
von Bernadett Füzi
S14: Kleine Gender-Red- & Schreibwerkstatt
Gendern in der Sprache bekundet Respekt vor den Mitmenschen,
unverkrampftes Gendern zeugt von Menschenliebe.
von Gabriele Neuwirth
S15: Die Tücken der Mundart
von Anton Wilflinger
S16: Das Un(be)greifbare zur Sprache bringen
Sprache und Religion
von Hans Putzer

rosegger.
geburtstag.

S18: Peter Rosegger: Ein steirisches Sprachrohr für viele Anliegen
von Gerald Schöpfer
S20: Mit Feder und Tinte
Peter Rosegger Original
von Ulrike Habjan
S21: „A guate Idee“ – Zu den Rosegger-Festspielen 2013
von Dagmar Stehring und Johann Reischl
S22: Ein Schatz, wieder ans Licht gehoben
Die Rosegger-Illustrationen von O. R. Schatz
von Christian Teissl

rosegger.
erzählungen.

S23: Jakob der Letzte
18 Holzschnitte von Otto Rudolf Schatz

wissenschaft.
kunst.
kultur.

S27: Im Sog der Moderne
Wilhelm Thöny in der Neuen Galerie Graz
von Gerald Gölles
S28: Erinnerungen an eine außergewöhnliche Frau
von Gerhard M. Dienes
S30: Die wunderbare Welt der Pilze
von Gerald Gölles
S31: Giselbert Hokes „Lebens linien“ im Steiermarkhof
von Christian Teissl
S31: Eine Insel aus Worten
Christian Teissl im Gespräch mit Gerhard Melzer
von Christian Teissl
S33: „Peter Rosegger? – Nicht doch!“
Bibliothekarische Gedanken in einem Jubiläumsjahr
von Wolfgang Moser
S36: Literarische Entdeckungsreise durch Graz
Auf den Spuren von Abraham a Sancta Clara, Jakob Dirnböck und Richard Zach
von Mirella Kuchling
S38: Junges Leben in alter Kultur
von Gertraud Hopferwieser
S40: Aufsteirern 2013
Festivalatmosphäre auf Steirisch
von Alexander Lientscher
S41: Von der Pflicht, ausgleichend zu wirken
Christian Teissl im Gespräch mit Landtagspräsident Franz Majcen
von Christian Teissl
S44: DiensTalk in aller Munde
Gerald Gölles im Gespräch mit Bernhard Rinner
von Gerald Gölles

gelesen.
gehört.
gesehen.

S45: Blick zurück ohne Hass
Paul Lendvai. (ISBN 978-3-218-00864-8)
von Kurt Jungwirth
S45: Die Mautner Dirndln: Zwoa stoaolte Madln
Audio CD. (Erhältlich beim Steirischen Volksliedwerk)
von Eva Maria Hois
S46: Ein Liedlein zu singen …
(Hrsg.: Steirisches Volksliedwerk)
von Eva Maria Hois
S46: Vom steirischen „Mythenberg“
Der Grazer Schloßberg. (ISBN 978-3854316336)
von Mirella Kuchling
S46: Gewinnspiel
S47: Einfach für Kinder
Hildegard von Bingen – Einfach für Kinder. (ISBN 9783702229894)
von Viktoria Spindler
S47: Der Liber scivias – Das Buch einer Heiligen
Über die Faksimile-Edition anlässlich der Heiligsprechung Hildegards. (Akademische Druck- und Verlagsanstalt)
von Christopher Schaffer
S48: KLEINES TEENY-LEXIKON
Gesammelt von den Schülerinnen und Schülern der 4BINF der Neuen Mittelschule EDV Ferdinandeum Graz (2013).