steirische berichte 1/2021 – Zeitschrift für Bildungs- und Kulturarbeit

steirische berichte 1/2021

Der öffentlichen Kommunikation gewidmet

Aus diesem Heft …

Woher weht der Wind?

Das fragen wir uns in diesem Heft der steirischen berichte, auch wenn viele von uns momentan viel eher das Gefühl haben, mitten in einem medialen Orkan gelandet zu sein. Klassische Medien oder auch Social Media schaffen eine Meinungsvielfalt, die kritisch hinterfragt werden muss.

Wer hätte noch vor einem Jahr gedacht, dass Online-Meetings den (Büro-)Alltag ersetzen. Wahrscheinlich erinnern Sie sich jetzt, diese Form der Kommunikation vor noch nicht allzu langer Zeit zum ersten Mal verwendet zu haben oder sie in naher Zukunft zu nutzen. Viele von uns sind vermutlich sogar recht routiniert im Umgang mit Zoom, MS Teams oder anderen Tools, die uns die Möglichkeit geben, wichtige Bereiche der Kommunikation im social distancing aufrecht zu halten, damit wir uns buchstäblich nicht aus den Augen verlieren.

Unsere Erfahrungen zeigen: Auch wenn wir uns nach „echten“ Begegnungen sehnen, wird der Umgang mit digitalen Medien gleichzeitig selbstverständlicher. Wenn online neben der reinen Wissensvermittlung auch Raum bleibt, um auf individuelle Bedürfnisse, Ängste und Sorgen einzugehen, dann ist genau das die Rolle der Erwachsenenbildung in einer Zeit des Wandels, nämlich jene der Vermittlerin – nicht zum ersten Mal übrigens in der jüngeren Geschichte, wie man an den Radiokursen der Urania in der Zwischenkriegszeit sieht.

Dass uns das neu anmutende Thema des Medienwandels schon lange durch die Zeiten begleitet, sehen Sie eindrucksvoll an den Beiträgen der Autorinnen und Autoren dieses Hefts, das Kurt Wimmer mit seinem Blick als langjähriger Chefredakteur der „Kleinen Zeitung“ im sogenannten „Bleizeitalter“ eröffnet und einen Bogen ins Heute zieht, hin zu einem in Krisenzeiten wiederentdeckten ORF als „Fels in der Brandung“, bis hin zum Phänomen der Fake News und der Generation Z.

Wir freuen uns, Sie mit den „steirischen berichten“ auch 2021 durch das Jahr zu begleiten, und ich bedanke mich herzlich bei Gertraud Schaller-Pressler, die diese Ausgabe als interimistische Chefredakteurin gemeinsam mit Isolde Seirer-Melinz und Kathrin Rosenberger kuratiert und koordiniert hat.

Franz Majcen

„Wer erzählt, überlebt“

So überschrieb Werner Siefer, Autor des Buchs „Der Erzählinstinkt – Warum das Gehirn in Geschichten denkt“ einen bemerkenswerten Artikel in der „Zeit“. Er erläuterte darin, dass der anatomisch moderne Mensch einst in Konkurrenz zu anderen Menschenarten entstand, die in verschiedenen Gruppen lebten, für die Erzählen kein harmloser Zeitvertreib, sondern Überlebenstraining war. Das Gehirn musste imstande sein, den „Überblick zu bewahren“, Theorien darüber aufzustellen, was „die anderen im Schilde führen“ mochten, und „wer mit wem gut Freund war“ oder nicht. Angesichts der so großen Lust des Menschen am Erzählen und Geschichtenhören plädierte der amerikanische Philosoph Walter Fisher sogar dafür, den Menschen umzubenennen: von „Homo sapiens“ in „Homo narrans“.

Heute scheint die Mitteilungsfreudigkeit auf allen Ebenen geradezu überbordend groß geworden zu sein und sich laufend neue Ventile auf neuen Kanälen zu verschaffen. Auch das gute, alte Geschichtenerzählen erlebt als „storytelling“ nicht zufällig seit Jahren ein wirkmächtiges Comeback u.a. in Werbung und Marketing, in der Unternehmensführung, im Journalismus oder in der Politik.

Gibt es doch aus neurologischer Sicht kaum eine wirksamere Vermittlung von Wissen und Werten als durch Geschichten. Inmitten dieses täglichen Ansturms von Meinungsäußerungen sind auch althergebrachte Tugenden und Fähigkeiten neu gefragt: etwa das vorurteilsfreie, geduldige Zuhören, das Wahrnehmen von Zwischentönen, das Erspüren von Emotionen, die Unterscheidung der Geister und mitunter vielleicht einfach ein wohltuendes Schweigen …

Viel Freude beim Lesen der steirischen berichte wünschen Ihnen im Namen der Redaktion Gertraud Schaller-Pressler, Isolde Seirer-Melinz und Kathrin Rosenberger


Inhaltsverzeichnis

Titelseite

Foto rechts oben: © Jan Frankl
Titelbild: Tobias Rehberger, Woher der Wind weht, Foto: © KiöR

zum geleit.

S3: Woher weht der Wind?
von Franz Majcen

Aus der Redaktion

S3: „Wer erzählt, überlebt“
von Gertraud Schaller-Pressler

woher der
wind weht.

S4: Medien: Vom Gestern ins Heute
von Kurt Wimmer
S7: „Ein Fels in der Brandung“
von Kathrin Rosenberger im Gespräch mit Wolfgang Schaller
S10: Fakten schaffen
von Clemens Maria Schreiner
S12: Die Sprengkraft der Medien
von Kurt Jungwirth
S14: Kommunikation und Diplomatie
von Johannes Wimmer
S16: Kunst als Kommunikationsfaktor
von Elisabeth Fiedler
S18: Reale Begegnungszonen schaffen
von Elmar Stengg
S20: Hate Speech in der Steiermark
von Sonja Radkohl
S22: Cancel Culture & Blog-Warte
von Hans Putzer
S24: Kommunikation in Zeiten der Corona-Krise
von Martin Novak
S26: Gleichbehandlung und Bewusstseinsbildung
von Sabine Schulze-Bauer
S27: Pfarrblätter – heimliche Riesen in der Kommunikation
von Julia Rust
S28: Zwischen Werkstatt und Welt
von Isolde Seirer-Melinz
S30: „da ward er erslagen verraetleich“:
Ein mythenkritischer Beitrag zum ominösen Schlachtentod Herzog Friedrichs des Streitbaren
von Isolde Seirer-Melinz
S32: Ohne Worte
von Monika Primas
S34: Mit der Postkutsche zum Gütesiegel
von Evelyn Kaindl-Ranzinger

wissenschaft.
kunst.
kultur.

S35: Future Ruins
von Alois Kölbl
S36: Alles kann Bühne sein
Ed. Hauswirth, Beatrix Brunschko, Pia Hierzegger (Theater im Bahnhof)
S38: Wegbegleiter – Wegbereiter
von Heidrun Primas
S40: Opus 1 – Erstlingswerke der steirische Literatur
Folge 5: Helwig Brunner und sein „Gelebter Granit“ (1991)
von Christian Teissl
S41: Göttinnen der Leinwand
von Clemens Anton Klug
S42: Farbsignale unter Tieren
von Gertraud Hopferwieser
S44: Digitale Bildung – gern, wenn es menschelt …
von Kerstin Slamanig
S45: Volkskultur bewegt – Rückblick und Vorschau
von Eva Heizmann

gelesen.
gehört.
gesehen.

S46: Verstreute Blütenblätter aus dem Gartenbuch eines verlorenen Paradieses
Johannes Rauchenberger (Hrsg.): Alois Neuhold – Innergärten und Trotzdemblüten (ISBN: 978-3-99028-983-9)
von Natalie Resch
S46: Wie uns Frauen durch die Krise tragen
Veronika Bohrn Mena: Leistungsklasse (ISBN: 978-3-99046-473-1)
von Claudia Zülsdorff

S47: Über Kunst und Grenzen
Elisabeth Fiedler (Hrsg.): Public Art. Kunst im öffentlichen Raum Steiermark 2018-2019 (ISBN: 978-3-903796-21-8)
von Gertraud Schaller-Pressler
S47: Gewinnspiel
S47: Impressum

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