steirische berichte 2/2021 – Zeitschrift für Bildungs- und Kulturarbeit

steirische berichte 2/2021

Dem Selbstbild und Fremdbild gewidmet

Aus diesem Heft …

Ein Blick über den Tellerrand

„Selbstbild – Fremdbild“ ist das Thema dieser Ausgabe oder, um es mit den Worten von Antoine de Saint-Exupéry zu sagen: „Um klar zu sehen, reicht oft ein Wechsel der Blickrichtung.“

Die Autorinnen und Autoren spüren diesmal dem Phänomen Bild nach, um auch hinter dieses zu blicken, es zu drehen und wenden, zu hinterfragen, zu deuten und neu einzuordnen. So modelliert Manfred Prisching etwa in seinem Artikel aus dem Bild das ICH heraus: Ich sehe mich, also bin ich. Rainer Dionisio schärft unseren Blick für die Persönlichkeitsrechte
von Polizistinnen und Polizisten bei Amtshandlungen, und Marguerite Dunitz-Scheer sensibilisiert für das Thema Körperbild im Zusammenhang
mit Essstörungen.

Die Kunst nimmt diesmal großen Raum ein, ist doch die Art der künstlerischen Darstellung immer auch ein Kind ihrer Zeit, die sich gerade im Porträt widerspiegelt. Der Augenkontakt wird zu einer elementaren,
magischen Erfahrung, zum Ausdruck tiefsten Empfindens, meint die Kunsthistorikerin Barbara Kaiser dazu. Jene inneren Bilder als multisensorische Erfahrungen seiner Wanderschaft durch die Landschaften dieser Welt hat Gerald Brettschuh auf Leinwand verewigt. Regina Trummer traf den steirischen Künstler anlässlich seines runden Geburtstages in seinem Haus in Arnfels zum Interview.

Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Taten: Sehr eindrucksvoll lesen sich die steirischen Wege aus der Krise im Rahmen des Wettbewerbs ZUKUNFTsGEMEINDE STEIERMARK, die von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Landeshauptmann-
Stellvertreter Anton Lang und Kulturlandesrat Mag. Christopher Drexler in feierlichem Rahmen ausgezeichnet wurden. Prämiert wurden Persönlichkeiten und innovative Modelle, die das kommunale Leben in dieser herausfordernden Zeit stärken, und auch jene Menschen, die sich für den Erhalt von Kleindenkmälern als Zeichen der Dankbarkeit für überstandene Krisen engagieren.

Unser Dank gilt allen Gewinnerinnen und Gewinnern für ihr unbezahlbares ehrenamtliches Engagement sowie allen Autorinnen und Autoren der steirischen berichte!

Franz Majcen

„Ein Bild sagt mehr …?“

Wer kennt es nicht, das Sprichwort vom „Bild, das mehr als tausend Worte“ sagt? Zugeschrieben wird es – trotz Vorläufern – dem findigen Werbefachmann Fred R. Barnard aus Chicago, der damit für den Einsatz von Bildern auf elektrischen Straßenbahnen warb: beginnend 1921 mit
„One Look is Worth a Thousand Words“, 1927 bereits mit „One Picture is Worth Ten Thousand Words“. 1926 schreibt ein gewisser Peter Panter, besser bekannt als Kurt Tucholksy, zur Bedeutung der Fotografie in einem Artikel der Zeitschrift Uhu: „Und weil ein Bild mehr sagt als hunderttausend Worte, so weiß jeder Propagandist die Wirkung des Tendenzbildes zu schätzen: von der Reklame bis zum politischen Plakat schlägt das Bild zu, boxt, pfeift, schießt in die Herzen und sagt, wenns gut ausgewählt ist, eine
neue Wahrheit und immer nur eine.“

Angesichts dieser „Macht der Bilder“ fordern Edgar Wolfrum und Cord Arendes, Zeithistoriker und Experten für Public History an der Universität Heidelberg, 2006 vehement eine Verstärkung der Medienkompetenz und auch Quellenkritik ein, wie man sie von Texten längst verlangt. Seien doch Bilder keineswegs „unbezweifelbare Garanten vergangener Wirklichkeiten“, sondern immer auch Interpretationen mit zudem unzähligen Möglichkeiten für Manipulation und Montage. Mit dieser Ausgabe der steirischen berichte möchten wir etwas zu dieser kritischen Bildreflexion beitragen. Um dem nicht ungefährlichen „unverwüstlichen
Grundvertrauen in das Sichtbare“, das die Heidelberger Wissenschaftler konstatieren, etwas entgegenzuwirken, die befürchten: Nicht der Schriftunkundige werde der Analphabet der Zukunft sein, sondern der Bildunkundige.

Viel Freude beim Lesen der steirischen berichte wünschen Ihnen im Namen der Redaktion Gertraud Schaller-Pressler, Isolde Seirer-Melinz und Kathrin Rosenberger


Inhaltsverzeichnis

Titelseite

Foto rechts oben: © Anna Posch/privat
Titelbild: Gerald Brettschuh, Selber mit Decke, 1991, Foto: © Christiane Muster

zum geleit.

S3: Ein Blick über den Tellerrand
von Franz Majcen

Aus der Redaktion

S3: „Ein Bild sagt mehr …?“
von Gertraud Schaller-Pressler

selbstbild.
fremdbild.

S4: Ich, Maske, Bild
von Manfred Prisching
S6: Kunst der Porträtmalerei
von Barbara Kaiser
S8: Der Maler und sein Paradies
Regina Trummer im Gespräch mit Gerald Brettschuh
S11: Ikonen der Gegenwart
von Atelier Jungwirth
S14: Alte Fotos gehen immer!
von Walter Feldbacher
S14: Die Polizei im Bild
von Rainer Dionisio
S16: Selbstbild – Fremdbild
von Marguerite Dunitz-Scheer
S18: Wer schreibt, der bleibt
von Hans Putzer
S20: Im Narrenkleid des Spötters
von Jutta M. Pichler
S22: Zeitungen und visuelle Kultur vor 1800
von Andreas Golob
S24: Von der Bilderschrift zum Schriftbild
von Eva Khil
S26: Literaturgeschichte im Bild
von Daniela Bartens

wissenschaft.
kunst.
kultur.

S28: Wo man das Staunen lernt
von Gertraud Hopferwieser
S30: Österreichs genialste Schachmeisterin
von Kurt Jungwirth
S32: Göttinnen der Leinwand
von Clemens Anton Klug
S34: Blasmusik zieht an
von Monika Primas

zukunft.
gemeinden.

S36: Steirische Wege aus der Krise
von Melanie Kuehs

gelesen.
gehört.
gesehen.

S44: Unterwegs mit Erzherzog Johann
Erkenntnisse über den steirischen Prinzen
von Simon Ankowitsch
S45: Franz Weiß – Ein Diener der Schöpfung
von Johann Baumgartner
S46: Die Noarn live
Aniada a Noar: LIVE
von Eva Maria Hois
S46: Gewinnspiel
S47: Der heilsame Wald
Astrid Polz-Watzenig: Die heilsame Wirkung des Waldes in der integrativen Therapie, Springer Verlag, 2020, ISBN 978-3-658-30669-4
von Eva Maria Hois

S47: Impressum

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