steirische berichte 5-6/2013

steirische berichte 5-6/2013

dem Ortszentrum gewidmet

Aus diesem Heft …

Zum Geleit

Mitten im Ort – mitten im Leben: ist es wirklich so, oder ist das Wunschdenken? Für wenige, attraktive Stadtzentren und einige Ortskerne mag es noch gelten. Die Realität schaut meist anders aus. Wer etwa auf dem Hauptplatz von Unzmarkt steht, durch die Altstadt von Eisenerz geht, meint eher: ausgestorben.

Jahrhundertelang traf dieser nunmehrige Euphemismus dennoch zu: mitten im Ort war mitten im Leben. Mitten im Ort waren alle Voraussetzungen für einen kompakten und selbstverständlichen Ablauf des täglichen Lebens auf engem und engstem Raum gegeben; in gewollten oder manchmal sicherlich ungewollten Nachbarschaften. Der von Generation zu Generation vererbte Hof, das geschichtenvolle Haus einer altansässigen Familie oder die geräumige Wohnung befanden sich in bester (und wertvollster) Lage – beim Dorfbrunnen, bei der Kirche, im Umfeld der anderen Bürgerhäuser und Gasthöfe, der Geschäfte und Handwerksbetriebe, in der Nähe von Schule und Kindergarten, des Arztes, der Apotheke, des Postamtes oder des Gemeindeamtes. Man war in fußläufiger Reichweite mit den Dingen des Lebens versorgt.
Auf dem Dorfplatz, als oft einzigem größeren öffentlichen Raum, wurde Markt gehalten – nicht unähnlich jenen Märkten, wie sie in allen Großstädten seit einiger Zeit mit ihrem Versprechen „regionaler“ und „biologischer“ Produkte wieder Einzug gehalten haben. Die hohe Interaktionsdichte, das gewollte oder zufällige Zusammentreffen mit anderen Menschen, die Einheit von Lebens- und Arbeitswelt waren an solchen Plätzen selbstverständlich und Teil eines Raumgefüges, das nicht diskutiert werden musste, sondern vorhanden war. Kurzum, all jene Eigenschaften – über die man heute gerne mit Begriffen wie „Urbanität“ oder „Dichte“ doziert – traf man in den alten Ortskernen an. Doch diese unmittelbare Lebensqualität vor der eigenen Haustüre ist Vergangenheit.
Zurückgeblieben sind leere Häuser und alte Menschen …

Mehr von Hans Kolb in den steirischen berichten 5-6/2013


Inhaltsverzeichnis

S3: Zum Geleit
von Hans Kolb

mitten im ort.

S5: Der Verlust der Mitte
von Wolfgang Danninger
S8: Mut zur Schönheit
Mitten im Ort – das ist oft weit draußen
von Tarek Leitner
S10: Ortskernförderung als politische Tat
Hans Kolb im Gespräch mit Professor Dr. Nott Caviezel
von Hans Kolb
S12: Wie kann man die Attraktivität der Städte stärken?
von Gerald Schöpfer
S14: Mit dem Heimatort verwurzelt
Ein Lebringer Familienunternehmen stellt sich vor
von Ingrid Gady
S16: Im Zentrum
Die Wirtschaftskammer als Mitstreiter beim Erhalt lebendiger Ortskerne
von Josef Herk
S18: Handwerkstatt – Handwerk in der Stadt
von Evelyn Kometter
S19: Eine Zukunftsvision
Stärkung der Ortskerne durch ein Miteinander von Raumplanung, Ortsbildschutz und regionaler Bauberatung
von Lukas Zimmermann
S21: Impressum
S22: Geh, bleib’ doch!
Die steirische Jugend in den Regionen
von Tina Veit
S24: Dürfen Orte auch sterben?
Ein Plädoyer für eine palliative Raumplanung
von Walter Zsilincsar
S26: Das Dorf, die Bauern und die Nachbarschaft
von Hans Putzer
S29: Kirchen – Orte der Mitte
Betrachtungen eines katholischen Theologen
von Karl Veitschegger
S30: Kernforschung zwischen Aigen und Retznei
von Magdalena Wesener

rosegger.
erzählungen.

S33: Der mystifizierte Rhapsode
von Peter Rosegger
Kommentiert von Christian Teissl

mitten im leben.

S37: Begrenzte Mittel, grenzenloser Einsatz
von Magdalena Wesener
S38: Zeitgemäße Vermittlung direkt bei den Menschen
Monika Primas im Gespräch mit Herbert Roßmann
von Monika Primas
S40: Familienfreundlichkeit – Standortfaktor für die Zukunft der Gemeinde
Das Audit familienfreundlichegemeinde weist den Weg
von Michael Schaller

wissenschaft.
kunst.
kultur.

S42: Peter Rosegger. Eine Serie.
Teil 2: Die Grazer Freiheit
von Reinhard Farkas
S44: Volkskundemuseum neu
von Kurt Jungwirth
S46: Mitteleuropa-Trigon
von Gerhard M. Dienes
S47: Eine Frage der Perspektive
Über die Städtepartnerschaft Graz–Sankt Petersburg
von Tina Veit
S48: Mit steirischen Wurzeln
Clemens Anton Klug im Gespräch mit Dr. Sigi Bergmann
von Clemens Anton Klug
S50: Roboter lernen von Bienen
von Gertraud Hopferwieser
S52: „Auf dem Rücken einen großen Rucksack, in der Hand meine Geige.“
Vom Heimweh des Leobner Künstlers Hans Roehr
von Michaela Krucsay
S54: „Er ist verrückt“
Wagner und Verdi
von Udo Bermbach
S55: Neue Wahrzeichen hat das Land
von Magdalena Wesener
S58: Doppelte Auszeichnung für das Landeszeughaus in Graz
von Gerald Gölles
S59: „Seine Worte sind vom Schweigen genährt“
Herbert Zand, der 1974 posthum den Literaturpreis des Landes Steiermark erhielt, war einer der großen Einzelgänger unserer Literatur.
von Gerhard M. Dienes
S62: Von der Kunst, mit Worten zu malen
Mirella Kuchling im Gespräch mit dem steirischen Autor Gerhard Dinauer
von Mirella Kuchling

gelesen.
gehört.
gesehen.

S63: TIPP: Jahrbuch der Steirischen Volkskultur
Jahrbuch der Steirischen Volkskultur. (Hrsg.: Volkskultur Steiermark GmbH)
von Eva Lassnig
S63: „Was gibt Rosegger heute überhaupt noch her?“
Rosegger Reloaded. (ISBN 978-3-902901-30-9)
von Eva Lassnig
S63: Nachschlagewerk für Kenner und Interessierte
Peter Rosegger – Leben und Wirken. (ISBN 978-3-200-03153-1)
von Eva Lassnig
S64: Die Bürde der Randständigen
Ballastexistenz. (ISBN 978-3-85420-842-6)
von Joachim Gruber
S64: Im Dunkeln ist nicht immer gut munkeln
Graz im Dunkeln. (ISBN 978-3-95451-180-8)
von Joachim Gruber
S65: Was Frauen predigen würden
Was Frauen predigen würden. (ISBN 978-3-222-13423-4)
von Hans Putzer
S56: Gewinnspiel
S66: Vielgestaltige Kost
Richtig gutes Brot. (ISBN 978-3-7066-2538-8)
von Christian Teissl
S66: Konfliktfeld Nachbarschaft
Mein Recht als Nachbar
Nachbarschaftsrecht in Österreich. (ISBN 978-3-7020-1371-4)
von Joachim Gruber